Komitee für Igelschutz e.V. Hamburg
Gemeinnütziger Verein
für Tier- Arten- und Umweltschutz

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Das Erwachen der Igel nach dem
Winterschlaf im Haus

Hinweise zur Pflege von Igeln nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf im Haus sowie Ratschläge zum Aussetzen in der Natur

Das Erwachen:

Der Igel zeigt das Ende seines Winterschlafes an, wenn er innerhalb von 3 - 7 Tagen nach dem Aufwachen seine zur Hälfte gefüllte Schale mit Igel - Trockenfutter leer frisst.
Erst dann bekommt er wieder Frischfutter. Wenn im Norden in den Monaten Februar - April über mehrere Tage eine Wärmeperiode entsteht, so dass der Igel nur kurz aufwacht, wird auch
kein Frischfutter gereicht ! Vor den Eingang zu seinem Schlafkarton kann man ein Stück Pappe stellen, um zu kontrollieren, ob der Igel in der Nacht aufgestanden war.

Die Fütterung nach dem Winterschlaf:

Der Igel erhält jetzt das normale Futter (siehe Infoblatt "Futterplan").
Er hat ca. 20 - 25 % seines Gewichtes während des Winterschlafes verloren und muss nun mit einem kräftigen Mischfutter, angereichert mit Vitaminen und Futterkalk, sein Gewicht, welches er vor dem Winterschlaf hatte, wieder erreichen. Wenn ein Igel vor dem Winterschlaf sehr schnell aufgefüttert wurde, hat er meist im Verhältnis mehr wässriges Fett in sich. Das bedeutet, er nimmt während des Winterschlafes durch Wasserverlust mehr als normal ab. Wiegt ein solcher Igel z.B. 1100 Gramm vor dem Winterschlaf, hat er 300 Gramm abgenommen. Das heißt, er darf auf keinen Fall wieder so hoch angefüttert werden, da er in der Natur das vorher gehabte Gewicht nicht wieder erreichen wird. Diese Fütterung nach dem Winterschlaf dauert etwa 2 bis 3 Wochen. Dabei ist zu kontrollieren, ob er kontinuierlich 50 bis 70 g pro Woche zunimmt.
Bei der Eingewöhnungszeit nach dem Aussetzen in der Natur und bei der Nestsuche vierliert der Igel erneut an Gewicht.
Daher ist es nicht zu vertreten, ihn unmittelbar nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf ohne Auffütterung vorzeitig in die Natur zu entlassen.

Hartnäckige Winterschläfer:

Ein hartnäckiger Winterschläfer, der nach langem Schlaf im Norden Mitte Mai immer noch nicht aufgewacht ist, sollte dann mit seinem Schlafkarton in einen warmen Raum (20 bis 21 Grad) umquartiert werden. Nach 7 Tagen wird der Igel aus seinem Schlafnest zur Kontrolle herausgenommen. Ein winterschlafender Igel ist kühl und zusammengerollt. Beim Streichen über den Körper zeigen sich jedoch Reflexe der Stacheln. Der Igel ist zu wiegen und wieder in sein Schlafnest zurückzulegen. Wir sollten ihn jetzt bei seinem Aufwachen aus dem Kälteschlaf weiter unterstützen. Auch ein Heizkissen bei 29 Grad unter dem Schlafkarton kann dazu beitragen.

Dabei ist es manchmal zweckmäßig, wenn das Nest sehr schmutzig ist, den zusammengerollten Igel aus dem gewohnten Winternest in einen mit Papier frisch zurechtgemachten neuen Schlafkarton zu legen. Die veränderte Situation wird unterschwellig als Anstoß zum Aufwachen wahrgenommen. Nach dem Winterschlaf muß die Aufnahme von Flüssigkeit erfolgen, vorausgesetzt, das Tier ist körperwarm.

Bei Futterverweigerung kann man den Stoffwechsel fördern durch tägliches zweimaliges orales Verabreichen von Nahrung aufgrund folgender Rezeptur: Calo-pet Energiepaste (3 cm aus der Tube entnehmen) bzw. Nutri-Cal (beides nur beim Tierarzt erhältlich) mit Tee, Wasser oder Hühnerbrühe fließfähig gerührt und dazu 1 Miniwürfel zerquetschte Banane sowie eine Messerspitze gekochtes Eigelb in eine 5 ml Einwegspritze aufziehen und vor dem Füttern in ein warmes Wasserbad stellen. Hierdurch kann der Appetit angeregt werden, damit der Winterschläfer zum Selbstfressen des nun ständig anzubietenden Frischfutters übergeht.

Nachbehandlung:

Während der Auffütterungszeit mit Gewichtskontrolle ist der Igel nach dem Winterschlaf auf seinen Gesundheitszustand hin zu beobachten. Nahrungsaufnahme, Gewichtszunahme und Beschaffenheit des Kotes muß zufriedenstellend sein. Bestehen Zweifel, sollte durch Kotuntersuchung festgestellt werden, ob eine Nachbehandlung gegen Innenparasiten vor dem Aussetzen erforderlich geworden ist.
Nur weitgehend gesunde Tiere haben in der Natur eine gute Überlebenschance.

Zeitpunkt zum Aussetzen:

Als Zeitpunkt für das Aussetzen in einem igelfreundlichen Garten oder in einem geeigneten Lerbensraum in der Natur sollten die Tage Anfang bis Mitte Mai gewählt werden. Im April gibt es in der Regel bei kühler Witterung noch nicht genügend Bodeninsekten und der Nestbau gestaltet sich auch noch schwierig für den Igel im Frühjahr. Das Lebendfutter (Insekten, Käfer, Raupen usw.) steht dem Igel in unserer Natur ab ca. 8 Grad C Nachttemperatur wieder zur Verfügung.

Maßnahmen beim Aussetzen:

In einem für gut befundenen geeigneten Lebensraum setzt man den Igel bei trockenem Wetter in seinen Schlafkarton gegen Abend unter einen Busch und tarnt ihn gut mit Laub und Reisig. Man stellt in einen Vorkarton ein Futterschälchen und draußen daneben ein Wasserschälchen und verlässt den Ort. Nach 5 - 10 Tagen kann man den leeren Karton entfernen und sich freuen, das sein Schützling ein schönes Revier in freier Natur gefunden hat, in dem er noch einige Jahre leben kann. Der Igel ist in einem Umkreis von ca. 1000 m aktiv.

Ort zum Aussetzen in der freien Natur:

Ein geeigneter Ort zum Aussetzen des Igels sollte folgende Merkmale haben:

  • im igelfreundlichen Garten (siehe besonderes Infoblatt) in einem Igel-Schlaf-/Futterhaus,
  • ruhige Umgebung weitab von stark befahrenen Strassen,
  • unberührte Natur oder Gebiete mit ländlichem Charakter,
  • verlassene verwilderte Gebäude mit Unterschlüpfen,
  • in der Nähe von Bauerngärten und Höfen mit ökologischer Landwirtschaft,
  • Feld-Wiesen-Gebiete nahe Ortschaften und mit Büschen, Hecken und Knicks und vielleicht einer kleinen Wasserstelle. Das Gebiet darf aber insgesamt nicht zu feucht für einen Unterschlupf sein.

Nicht geeignet sind folgende Orte:

  • Mitten im Hochwald oder auf sehr trockener Heidelandschaft,
  • sehr feuchte Flächen oder Überschwemmungsgebiete,
  • große Ackerflächen oder Wiesen ohne genügend Deckung durch Büsche,
  • unruhige Umgebung in der Nähe von Sport- oder Versammlungsstätten mit großen Parkplatzflächen,
  • in der Nähe von stark befahrenen Strassen.

verboten

ist nach $ 16 des Hamburgischen Naturschutzgesetzes unter anderem auch das Aussetzen von Tieren in Naturschutzgebieten. Der Tierbestand soll sich hier nur natürlich ohne menschliche Eingriffe entwickeln.

02/2004