Komitee für Igelschutz e.V. Hamburg
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Hilfe für Igel im Sommer

Der Sommer ist aus verrschiedenen Gründen mit vielen Gefahren für den Igel verbunden.
Wir wollen in diesem Merkblatt einmal die Gefahren aufzeigen und Hinweise auf entsprechende Hilfsmaßnahmen geben.

Gefahren:

Verletzte Igel durch Balken-Rasenmäher, Rasentrimmer mit Perlonschnur, Motorsensen, Kunststoffnetze (auch Netzbeutel von Meisenknödeln), Mausefallen oder Hundebisse bedürfen unserer Hilfe.

Darüber hinaus leiden unsere Igel vermehrt an eitrigen Abszessen, die durch die Aufnahme von Umweltgiften entstehen, welche sich im Körper anreichern. Durch starken Geruch der offenen Wunden werden Fliegen angelockt, welche ihre Eier darauf ablegen. Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn die ausgeschlüpften Maden setzen sich auf dem Igel fest und fressen ihn buchstäblich bei lebendigem Leib auf.
Wenn Jungigel im Spätsommer auf Futtersuche gehen, werden sie häufig von Fliegeneiern besetzt, woraus sich innerhalb von 24 - 36 Std. Maden entwickeln.
Deshalb diese Jungigel untersuchen und ohne Madenbefall in einen Futterkarton (Eingang 10 cm hoch, 10 cm breit) im Schatten am Fundort setzen, damit sie wieder zu ihrem Nest zurückfinden !

Auch Hautpilz- und Bakterienbefall (vereiterte Ohren) setzen dem Igel stark zu, so dass er dadurch das Fell oder die Stacheln verlieren kann. Es gibt auch immer wieder Fälle, dass Igel Rattengift aufgenommen haben (blutige Mundschleimhäute). Hier wird vom Tierarzt Vitamin K als Gegenmittel gespritzt. Wenn ein Igel im Garten stark hustet, hat er meistens Innenparasiten (Lungenwurmlarven werden durch Schnecken und Regenwürmer übertragen). Diese sollte man behandeln.

Während der Paarungszeit von Juni bis September werden Igelweibchen nicht entwurmt, da es sonst zur Fehlgeburt kommen kann. Erst wenn die Igelmutter ihre Kinder verlassen hat, sollte man an die Behandlung denken !

Der Igel ist nachtaktiv. Wenn ein Igel am Tage gesichtet wird, ist er in der Regel krank oder ein untergewichtiges Jungtier.

Betreuung der im Garten lebenden Igel

Stets muss im Garten frisches Wasser bereit stehen. Die Wasserschale sollte immer wieder gesäubert werden, damit sich keine Bakterien bilden. Wenn der Somer sehr trocken ist, verkriechen sich die Bodeninsekten in der Erde. Dann wäre eine Zufütterung mit Igeltrockenfutter sinnvoll.

In Zäunen ist für Durchlass zu sorgen, damit der Igel sich nicht im grobmaschigen Zaun verfängt. Man kann dort auch eine Schwingklappe für Igel einbauen (Siehe besonderes Infoblatt)

Es kommt immer wieder vor, dass Igel in Kasematten, Baugruben oder Wasserbecken fallen. Hier sollten geeignete Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, z.B. ein mit Querleisten benageltes Brett dort schräg hineinstellen.

Schuppen und Garagen sind für den Igel dann eine Gefahr, wenn sie in der Nacht einmal irrtümlich offen bleiben und ein Igel sich darin verkriecht. Er wird dann am nächsten Tat darin eingesperrt und bleibt dort (da nachtaktiv), bis er zufällig verhungert entdeckt wird.

Laub-, Reisig-, oder Komposthaufen sollte man nur im Juni umsetzen !

Von Juli bis September hat eine Igelin vielleicht das Nest für ihre Jungen darunter und vom Herbst bis zum Frühjahr haben die Igel darin ihre Winterschlafplätze. Beim Umsetzen mit Grabegabel vorsichtig umgehen und möglichst waagerecht abtragen, damit dem Igel in seinem Nest keine Stichwunden zugefügt werden.

Aufnahme von verlassenen Igelsäuglingen

Wenn eine Igelmutter tot oder verletzt ist und dadurch nicht mehr zu ihrem Nest zurückkehren kann, findet man verwaiste Igelsäuglinge, welche schrecklich fiepen. Es kommt auch vor, dass das Nest freigelegt oder zerstört wurde und die Jungen dadurch ohne Schutz sind. In diesem Fall sollte man die Säuglinge in einem Karton mit Eingang (ca. 10 x 10 cm), leicht gefüllt mit kleingerissenem und zerknülltem Haushaltspapier, legen und zunächst 4 - 6 Stunden beobachten. Dabei muss festgestellt werden, ob die Mutter zu den Säuglingen zurückkehrt und diese ggf. in ein Ausweichquartier bringt. Hierfür kann es zweckmäßig sein, das Alttier mit Dosenkatzenfutter (Sorten Fisch oder Geflügel) anzulocken.

Die Aufnahme von Igelsäuglingen um 30 g Körpergewicht (ca. 2. bis 4. Tag nach der Geburt) ist nicht unproblematisch. Es kommt zunächst auf eine gezielte Erstversorgung an.Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Geschäftsstelle.

Wir möchten jedoch zur Erstversorgung von Igelsäuglingen folgende Hinweise geben :

1. Zunächst Handwärme geben,

2. dann körperwarme Energie-Lösung verabreichen:

Ein verlassener oftmals unterkühlter Igelsäugling ab ca. 30 g Körpergewicht erhält zuerst einmalig ca. 1,0 ml Fenchel- oder Kümmeltee ins Mäulchen verabreicht. Zur Sättigung kann man gekochtes Eigelb (Menge: erbsengroß) zusetzen, indem es mit dem Tee fließfähig gerührt wird.

3. dann wärmen :

Gummiwärmflasche mit körperwarmem Wasser füllen und ein Handtuch darauf legen, worin die Igelsäuglinge eingeschlagen werden. Ein Heizkissen mit zwei Handtüchern kann man verwenden, wenn es in der niedrigsten Stufe nicht über 29 Grad warm wird.

Nicht baden ! Der Stress und der Temperaturunterschied kann zum Kreislaufzusammenbruch führen.

Flöhe und Zecken mit der Pinzette ablesen. Bei Igeln unter 100 Gramm noch keinen Flohpuder einsetzen.

4. dann füttern :

Es wird eine verträgliche Ersatzmilch hergestellt. Das Füttern einer milchzuckerreduzierten Ersatzmilch ist wichtig, weil Igelsäuglinge nur eine der Igelmilch ähnliche Zusammenstellung vertragen können. Milchzucker ist in diversen Milchprodukten enthalten. Dieser wird von Igelsäuglingen nicht vertragen und führt zu Blähbäuchen und zum Tod.

Ein 60 Gramm Igelsäugling benötigt ca. 20 ml der Ersatzmilch innerhalb von 24 Stunden verteilt auf 4 - 5 Mahlzeiten. Mit einer Einwegspritze tropfenweise auf die Zunge geben und abschlucken lassen. Nach jeder Mahlzeit zart den Bauch und After mit Wattestäbchen streicheln, bis Kot und Urin abgegeben werden. Wenn nötig, noch anschließend säubern.

Im Handel befinden sich heute schon milchzuckerreduzierte Katzen- oder Hunde-Trockenmilchgemische in Dosen, wie z.B. Ersatzmilch "Esbilac" (Welpen-Trockenmilch) oder "Dr. Clauders-Katzenmilch" zum Anrühren, welche nur über den Tierarzt zu beziehen sind.

Nähere Auskunft über die Rezeptur der Ersatzmilch mit Esbilac erteilt die Geschäftsstelle.

07-2002