Komitee für Igelschutz e.V. Hamburg
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Kein Stroh und Heu für das Igelnest !

Auszug aus dem aktuellen Igel-Journal Nr. 25 - 2. Halbhahr 2007

Eignung von Stroh als Nistmaterial für den Igel

von Mag.rer. nat. Christiane Egler und Dr. med.vet. Thomas Bücher

Was ist Stroh ?
Unter Stroh versteht man ausgedroschene und anschließend getrocknete Halme und Stengel, vor allem von Gertreide (= Süßgräser). Im Gegensatz dazu besteht Heu aus geschnittenen, getrockneten Grünlandpflanzen (= Gräser, Kräuter, Leguminosen etc.). Heu ist von vornherein für die Verwendung als Tierfutter bestimmt, während Stroh vielfältiger eingesetzt wird. Stroh wird zwar auch verfüttert, aber hauptsächlich findet es Verwendung als Einstreu in Schweine-, Pferde- und Kaninchenställen..

Gerstenstroh eignet sich nicht so gut, da es die Feuchtigkeit schlechter aufnimmt. Weiter sollte man auf die Qualität des Strohs achten. Der Mähdrusch wird heute von schlagkräftigen Mähdreschern mit Arbeitsbreiten von über 6 m erledigt. Damit hat auch der Strohschwad ein entsprechend großes Volumen und im Stroh ttrocknet die Restfeuchte nur sehr schlecht ab. Dies kann zu Schimmelpilzentwicklung im Strohballen führen. Ein solches Stroh isr für jeden Einsatz - Geflügel, Pferde, Schweine, Rinder - und natürlich auch als Nestmaterial für Igel ungeeignet.
Meist ist die Lunge des Igels bereits durch Parasiten und Bakterien vorgeschädigt.
(c) : 2009 Komitee für Igelschutz/
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Kommt dann noch die stetige Aufnahme von Schimmelpilzsporen dazu, können diese leicht eine entsprechende Atemwegserkrankung auslösen oder Allergien hervorrufen. Beim Pferd wurde diese Problematik genauer untersucht.

Aus Igelstationen sind Fälle bekannt, dass Igel bisweilen Stroh fressen. Der Grund hierfür ist unbekannt. Vielleicht ist Stroh unterschiedlicher Herkunft geruchlich oder geschmacklich attraktiv und reizt daher zur Aufnahme oder der Igel versucht seinen Rohfaserbedarf zu decken. Die resultierenden Schäden können gravierend sein.

Auf Grund ihrer starren, sperrigen Struktur verursachen längere Halme Schleimhautläsionen im Maulbereich oder spießen sich in die Rachenschleimhaut ein. Auch die Magen-Darm-Passage ist keinesfalls unproblematisch. Verstopfungen durch angetaute Faserknäuel sind meist die Folge. Der Igel verweigert dann jede weitere Nahrungsaufnahme und es ist meist sehr schwer, auf die Ursache rück zu schließen und die Verstopfung, die lebensbedrohend werden kann, zu therapieren. Versucht der Igel durch starke Pressbewegungen selbst Abhilfe zu schaffen, kann es sogar zum Darmvorfall kommen.

Bietet man Igeln fälschlicherweise Stroh als Bau- und Nistmaterial an, können harte Bestandteile zu Augen- und Maulverletzungen und Verletzungen der Geschlechts- und Afterregion führen. Außerdem kann ein Igel aus Stroh kein wärmendes Kugelnest formen.

Noch ein Hinweis: Auf keinen Fall eignen sich für den Igel in Station Sägespäne, Katzensttreu oder Hasenheu. Alternatives Material zum Nestbau in Station ist nur Zeitungspapier für Alttiere und Haushaltspapier für Jungigel, zerrissen und geknittert.

Kein Heu bei der Igelhaltung !

von Veronica Side, Igelstation Ingeborg Bauermeister

"Im vergangenen Jahr wurden wir gebeten, vier Igel anzusehen, die ausgewildert werden sollten. Grund für die Untersuchung waren die Pfoten der Igel, die laut der Halterin verklumpt waren. Die Tieren waren in vier rundum geschlossenen Kartons untergebracht, iin die an der kurzen Seite ein Eingang gechnitten war. Als ich einen Igel durch die Öffnung aus dem Karton gezogen hatte, war der Umkreis von ca. 1 m mit Heubrösel übersät. Es handelte sich bei der Einstreu um kurze dünne Gräser, die staubtrocken in bis zu Millimeter kleine Stücke zerfallen waren. Der Igel war bedeckt mit Heu vom Igel abzuziehen, brach es noch mehr auseinander. Ich hatte es mit immer kleineren, widerspenstigen Teilen zu tun. Die einzige Möglichkeit war, den Igel ins Freie zu bringen und abzubürsten.

Als ich endlich einen Blick auf die Haut beim Fell und den Stacheln werfen konnte, fiel mir sofort auf, dass sie bedeckt war mit staubfeinen Heuteilen. Es zeigte sich, dass die Haut des Igels feuerrot, gereizt und entzündet war. Dies betraf alle vier Igel. Zudem hatten sie natürlich versucht, ihre Quälgeister durch kratzrn loszuwerden. Damit hatte sich ihre Lage noch verschlimmert. Dieser Heustaub enthält viele Stoffe, die Allergien auslösen und Haut und Schleimhäute reizen.

Bürsten, baden und ein sparsames Betropfen mit Surolan half den armen Stachlern. Die Haut erholte sich innerhalb von 14 Tagen. Damit aber nicht genug: Die Pfoten der Igel waren dermaßen dicht mit einem Gemisch aus Kot und Heu verklebt, dass kein einzelner Zeh mehr zu sehen war. Die Igel hatten vier fußgroße Klumpen am Ende ihrer Beine, steinhart und nicht abzulösen. Erst durch ein Bad in lauwarnem Wasser wurde es machbar, sie vorsichtig auf- und abzulösen. Die Haut darunter war natürlich ebenfalls angegriffen, erholte sich durch die weitere Behandlung aber schnell.

Die Heukartons sahen auf den ersten Blick sehr sauber aus und ich wunderte mich, wie diese Klumpfüsse zustande kommen konnten. Also ließ ich einen der Igel zurück in seinen Karton laufen und stellte fest, dass er sich keineswegs auf oder in das Heu legte. Ers schob sich darunter und saß deswegen auf dem mit Kot bedeckten, blanken Boden des Kartons. Urin, Kot und Heustob hafteten an den haarigen Pfoten. Die Klumpen wurden durch immer neue Schichten größer und härter, so dass die Igel keine Chance hatten, ihre Füße zu befreien. In Freiheit werden verschmutzte Pfoten durch Wasser und Tau von Anhaftungen befreit, im einem trockenen Karton natürlich nicht.
Somit ist erneut der Beweis erbracht, dass Heu keine geeignete Einstreu für den Igel darstellt, auch wenn die Schlafkartons noch so warm und gemütlich aussehen."

Anmerkung:
Wir haben schon immer davon abgeraten, Stroh und Heu für den Igelschlafkarton oder für das Laufgehege zu verwenden.

Ganz aktuell: Bei einem Igelsäugling hatten sich Heuhalme um ein Bein gewickelt und dieses ausgekugelt. Er wurde vom Tierarzt eingeschläfert.